Trotz Verlust in der Erfolgsspur

Es geht weiter aufwärts bei der AWO Schopfheim

Das wiedergewählte Vorstandsteam der AWO Schopfheim

Schopfheim (hjh). Komplett verdaut hat der lokale Ableger der Arbeiterwohlfahrt (AWO) den unrühmlichen Abgang des ehemaligen Vorsitzenden Thomas Braun noch nicht. Brauns Nachfolgerinnen Heidi Malnati und Irmgard Sutter, die sich bisher den Vorsitz teilten und dazu die Posten der Schriftführerin und der zweiten Kassiererin übernahmen, ist es inzwischen gelungen, das schlingernde Schiff in ruhigere Wasser zu schippern. Aber die Aufarbeitung der Turbulenzen im Finanzsektor bereitet den beiden engagierten Damen an der Vereinsspitze nach wie vor so große Schwierigkeiten, dass Heidi Malnati bei der Jahreshauptversammlung am Samstag im „Kranz“ nach deutlicher Kritik am System durch die Kassenprüferinnen unmissverständlich klar machte: „Wir haben die Schnauze voll!“ Bei einer Vorstandssitzung sei denn auch beschlossen worden, die Verantwortung für die Finanzen in den Bereichen „Ortsverein“ und „Essen auf Rädern“ einem Steuerberater zu übertragen. „Und davon“, so Heidi Malnati entschieden, „lassen wir uns auch nicht wieder abbringen.“

Aber das hat auch niemand versucht. Im Gegenteil. „Auch wenn’s Geld kostet“ wurde die Auslagerung des wichtigen Bereichs, der in einem sozial engagierten gemeinnützigen Verein ganz besondere Bedeutung habe, rundum begrüßt. Nachdem Heidi Malnati noch einmal betont hatte, dass sich die Kritik aufs System beziehe und nicht etwa auf Unregelmäßigkeiten in der Buchführung zurückzuführen sei, fanden auch Peter Ulrich und Artur Cremans: „Die AWO steht auf guten und gesunden Füßen. Ein Verein kann froh sein, wenn er eine solch solide Basis hat.“ Daran ändere auch das Minus von rund 7.000 Euro nichts, das Kassierer Max Werner Scheiwe zu verbuchen hatte und das einmal mehr aus Rücklagen gedeckt werden musste. Immerhin wurde im Berichtszeitraum u.a. das neue AWO-Domizil im Pflughof mit rund 10.000 Euro auf Vordermann gebracht, zwei Ausflugsfahrten, die beliebte Kinderferienfreizeit und eine Adventsfeier organisiert, wozu nicht zuletzt die rührige Handarbeitsgruppe mit ihren Verkaufserlösen und natürlich die 123 Mitglieder mit ihren Beiträgen und Spenden spürbar beigetragen haben. Das rief dann auch Ina Pietschmann als Vertreterin des Kreisverbandes auf den Plan, die dem Ortsverein in der Nachbarschaft – sie ist auch Vorsitzende der AWO Maulburg – „größten Respekt“ zollte, weil „der die Zeit nach Braun“ ohne große Blessuren hinter sich gebracht habe und weil es „in intakter Gemeinschaft wieder so gut läuft.“ Was ein Schopfheim geleistet werde, ist einfach eine ganz tolle Sache“, schloss sie und sagte den Nachbarn die weitere Zusammenarbeit und die Unterstützung der Kreis-AWO zu.

Es sind doch einige Baustellen, die das Arbeitspensum der ehrenamtlich Mitarbeitenden nachhaltig bestimmen. Es gilt, die Kooperationen mit anderen Ortsvereinen und sozialen Diensten zu koordinieren. Die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft, auf deren Pfeiler das Aushängeschild der AWO Schopfheim „Essen auf Rädern“ unter Leitung des eigens dafür eingestellten Manfred Bockey auf- und ausgebaut werden soll, muss gut vorbereitet sein. Und ein weiteres Einsatzfahrzeug für das Essensprojekt soll möglichst zum Nulltarif angeschafft werden, um den Kreis der alten und kranken Menschen zu erweitern, die sich nicht mehr selbst versorgen können und auf das Angebot der AWO-Teams zunehmend vertrauen (müssen) bzw. angewiesen sind, wie die AWO-Zahlen beweisen: 2016 wurden insgesamt 13.885 Mahlzeiten, also rund 2.000 mehr als im Vorjahr ausgeliefert. Dadurch haben sich die Einnahmen allein fürs Essen von 69.000 auf 83.259 Euro erhöht, was in der Kasse leider nicht groß bemerkbar machte. Im Gegenteil. Die Mehreinnahmen wurden von den gestiegenen Kosten nicht nur egalisiert, sondern sogar überholt. Essen auf Rädern schloss das Haushaltsjahr mit einem Minus von 1.812 Euro, rechnete Bockey vor und verwies auf das klar definierte Ziel: „Das Projekt muss sich auf Dauer selbst tragen. Daran werden wir in den nächsten Monaten arbeiten“, sagte der Mann, den eine Zuhörerin ins Visier nahm, als sie meinte: „Lohnt sich die Anstellung von Herrn Bockey, wenn Essen auf Rädern ohnehin schon Miese macht? Woher nehmen, wenn nicht stehlen?“ Peter Ulrich konterte zwar mit dem Hinweis, dass solche Rettungsmaßnahmen gerade dann besonders angebracht sind, wenn es mal schlecht läuft.“ Aber damit zerstreute er leichte Zweifel nicht, wie die Antwort zeigte: „Kucken wir mal, wie es im nächsten Jahr aussieht.“

 

Zu Beginn schon hatte die AWO-Kreisvorsitzende Hannelore Nuss an alle Mitglieder, aber auch an die Freunde der Organisation, deren Wirken zunehmend wichtiger werde, appelliert, im Dienste des Geistes, der die AWO beseelt und ihre Mitstreiter umtreibt, an einem Strang zu ziehen und sich von Gedanken an Arme, Gebrechliche und Kranke für weiteres Engagement in den freien Wohlfahrtsverbänden motivieren zu lassen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Nuss und forderte „Solidarität“ mit all den Menschen, die ohne fremde Hilfen der um sich greifenden Armut im Land schutzlos ausgeliefert sind.

 

Wahlen und Ehrungen

Gewählt wurde bei der JHV Viktoria Friedrich als Schriftführerin und Artur Cremans als Kassenprüfer, nachdem die beiden bisherigen Kassenprüferinnen glaubten, dass auf ihre Dienste verzichtet werden könne, wenn die Finanzen von einem Steuerbüro geregelt werden.

 

Ausgezeichnet wurden Gretl Hirt und Heinz Stich für 20jährige Vereinszugehörigkeit. Otto Faller und Rolf Strohm sind seit 40 Jahren dabei, Robert Zapp und Nelly Hug feiern heuer ihr 50jähriges Jubiläum. Und lobend erwähnt wurde Annemarie Eiche-Klever, die am 1.1.1950 Mitglied der AWO wurde.